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Eines meiner Hobbys ist es, vergessene Orte fotografisch festzuhalten, damit ihre Geschichte weiterlebt. So viele schöne und interessante Gebäude verfallen, ohne dass sich jemand dafür interessiert. Ich bin jedesmal voller Dankbarkeit, wenn ich durch diese Mauern laufe. Man spürt förmlich, was sie alles erlebt haben.
Urban Exploration, kurz Urbex, bezeichnet das Entdecken und Erkunden ehemals genutzter Anlagen. Ganz konkret bezeichnen sich Menschen als „Urbexer“, wenn sie verlassene Orte besuchen auf den Spuren der Zeit.
Manche reizt es auch ohne Kamera vergessene Orte aufzusuchen und nach allem zu suchen, was Aufschlüsse über die Vergangenheit gibt. Der Kontrast zu unserem modernen, reizüberfluteten und schnelllebigen Alltag wirkt auf viele befreiend. Andere fahren dorthin um Fotos dieser Orte zu machen und die Stimmung dort für die Ewigkeit zu konservieren. Das hat dann eher einen künstlerisch-dokumentarischen Charakter.
Mich reizt beides. Es gibt definitiv Orte, die mich angesichts ihrer romantischen Schönheit sprachlos machen. Ich frage mich oft, wieso solche architektonischen Highlights einfach verlassen werden. Da fahre ich auch gern mal etwas weiter um das ersehnte Foto zu schießen.
Es gibt aber auch Orte, die mehr durch ihre Geschichte und Details begeistern. In Wohnungen findet man oft noch Briefe aus den 30ern, alte Fotos und andere Zeugnisse der Menschen, die dort gewohnt haben. Ich finde es immer interessant, wann die Wohnungen verlassen wurden. Deshalb suche ich meist nach Hinweisen, wie Wandkalendern, Briefen mit Datum oder zurückgelassene Lebensmittel. Diese sehen sogar oft noch gut konserviert aus, auch wenn das MHD schon seit 30 Jahren abgelaufen ist. In solchen Wohnungen vergesse ich meist die Zeit, weil ich so vertieft bin. Da lasse ich die Kamera dann auch oft stecken und konzentriere mich ganz auf den Ort.
Ganz anders sind zum Beispiel Industrieruinen. Die begeistern oft durch ihre riesigen Dimensionen, den sichtbaren Verfall, gelegentlich auch durch beeindruckende Graffiti und zurückgelassene Maschinen. Kirchen wiederum lassen mich kurz innehalten, wirken mächtig und eigentlich erst wirklich göttlich, wenn sich keiner mehr für sie interessiert. In Kliniken findet man noch alte Instrumente, Patientenakten, Röntgenbilder und zum Teil auch gruselige Hinterlassenschaften wie konservierte Organe und Leichenkammern. Das kann dann schon etwas gruselig werden.
Oft ist der Besitzer verstorben und es können keine Erben ausfindig gemacht werden oder Unternehmen sind in Insolvenz gegangen. Die Erhaltung der Gebäude ist oft kostspieliger als ein Neubau direkt daneben und der Abriss ist durch Asbesth meist teurer und aufwendiger als das Gebäude einfach verfallen zu lassen. Und manchmal verschreckt sogar der Denkmalschutz eventuelle Investoren, weil diese keine Umbauten vornehmen dürfen. Dabei würde das so manches Gebäude vorm Einsturz bewahren.
Manchmal reicht es schon, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Für die Bilder hier bin ich zwar auch mal gezielt 1000 Kilometer und mehr gefahren. So genannte „Lost Places“ gibt es aber fast überall. Wer nicht so weit fahren will, findet auch in seiner Umgebung interessante Orte zum Erkunden.
Google hilft auch oft weiter. Suchbegriffe wie „abandoned“, „urbex“, „verlassen“ in Verbindung mit einer Stadt bringen oft unzählige Ergebnisse. Außerdem hilft es, sich ein bisschen mit der Geschichte auseinander zu setzen. In der ehemaligen DDR gibt es viele russische Hinterlassenschaften. In der heute ärmsten Stadt Rheinlandpfalz war der Schuhadel mal zuhause. Vor dem Mauerfall gab es andere Urlaubsziele als im Jahr 2017. Solche Erkentnisse helfen auch bei der gezielten Suche.
Und zu guter Letzt hilft auch der Austausch mit Gleichgesinnten. Da muss man aber geduldig sein, denn kaum jemand verrät die Adressen und Objekte. Mit anderen loszuziehen hat aber auch den Vorteil, dass ihr nicht allein seid, wenn doch mal was passiert.
Um die Objekte zu schützen. Wenn so ein Objekt einmal im Umlauf ist, dann fällt es ganz schnell dem Vandalismus zum Opfer. Je bekannter ein Motiv wird, desto stärker nimmt die mutwillige Zerstörung zu, seien es kaputte Wandspiegel, zersplitterte Glasdächer, besprayte Wände oder geklaute Möbel. Selbst Besitzer, die ihre Objekte schützen wollen, kommen mit der Sicherung des Objekts nicht hinterher. Ich gehe deshalb nie in ein Gebäude, das nicht schon offen ist, ich möchte nichts kaputt machen. Es gibt ein schönes Motto unter Urbexern: „Take nothing but pictures. Leave nothing but footprints.“ – Lass nichts da außer Fußabdrücke und nimm nichts mit außer Fotos.
In Deutschland zählt auch das Betreten von scheinbar verlassenen Grundstücken schon als Hausfriedensbruch. Grundsätzlich muss aber der Besitzer Strafanzeige stellen. Da der oft nicht auffindbar ist, kommt man glimpflich davon. Wer aufgeschlossen ist, kann auch im Gespräch mit Nachbarn mehr Informationen und vielleicht eine Erlaubnis bekommen. Wer nicht aufpasst, endet dann im schlimmsten Fall eben im Gefängnis. Aus diesem hier bin ich aber ungesehen entkommen.
Die Galerie wird noch überarbeitet und weiter ausgebaut.